Ein New Deal für die Jugend
8. Dezember 2010 •

[Von Toni Kästner

    „Es gibt zwei wichtige Prinzipien die man beachten muß. Das eine ist das Prinzip des Fortschritts von einer relativ niedrigen Ebene der Produktion zu der nächsthöheren Ebene. Das andere Prinzip ist die mit dem vorher Gesagten in Verbindung stehende Entwicklung der Rolle der Gesellschaft und der des Individuums innerhalb der Gesellschaft.“

    (Lyndon LaRouche - Science & Drama! What is Sense-Perception?)

Wenn Regierungen ernsthaft vorhaben, die Zukunft positiv zu gestalten, dann sollten sie das Erbe Franklin Delano Roosevelts („FDR“) antreten. Denn er war es, der es geschafft hat, sein Land nicht nur vor dem Faschismus zu retten, sondern auch, es nach der großen Depression wieder aufzubauen. Beide Tatsachen sind der Grund dafür, daß in Deutschland immer wieder FDRs Politik angegriffen wird. Dabei wird immer wieder statistisch ins allerkleinste Detail gegangen, um zu beweisen, daß seine Politik nichts gebracht habe - gerade so, als schriebe man über George Washington und darüber, daß er die meisten seiner Gefechte verloren hat, ohne zu erwähnen, daß er die Revolution für die erste republikanische Verfassung gegen das größte Imperium der damaligen Welt gewonnen hat.

Viel mehr können wir jedoch für unsere heutige Situation lernen, wenn wir nicht auf alle möglichen Leute hören, sondern uns dem Studium der Primärquellen der damaligen Zeit widmen und sehen, was uns die Charaktere auf der Bühne der Weltgeschichte selbst zu sagen haben.

Bereits in der Zeit, da der spätere Präsident der USA Franklin D. Roosevelt noch Gouverneur von New York war, leitete Harry Hopkins unter seiner Regierung ein Projekt, das 100 Künstler durch staatliche Programme in kleinen Wohnsiedlungen in Arbeit setzen sollte. Damit sollte sichergestellt werden, daß so viele Menschen wie möglich Zugang zu den schönen Künsten hatten und die Künstler wieder Arbeit fanden.

Als Roosevelt dann 1932 zum Präsidenten gewählt wurde und 1933 sein Amt antrat, war die Kulturarbeit von Beginn seiner Präsidentschaft an ein unmittelbarer und sehr wichtiger Bestandteil seines Wiederaufbauprogramms. Er verstand die beiden obengenannten wichtigen Prinzipien genau, und auch, daß sie den Weg aus Wirtschaftskrisen weisen. Obwohl er nicht das Hintergrundwissen von Wissenschaftlern wie Wladimir Wernadskij hatte, verstand Roosevelt doch ganz genau, daß man eine Gesellschaft nicht aus einer Krise führen kann, wenn man nicht die dafür notwendige kulturelle Umgebung schafft. Denn jede Phasenänderung eines Staates setzt eine Änderung im kreativen Geistesleben der Bevölkerung voraus.

Hopkins war, wie Roosevelt, der Auffassung, daß es das beste Mittel gegen die Armut sei, den Menschen wieder richtige Arbeit zu geben, und daß gerade während einer Depression der Staat die Verantwortung übernehmen muß, da er der Hüter des Gemeinwohls ist und jeder Mensch das Recht auf eine vernünftige Arbeit hat. Aus dieser Überzeugung heraus gründete er in New York die Temporary Emergency Relief Administration (TERA), von der er selbst sagte:

    „TERA ist die erste Maßnahme, durch die der Staat die Verantwortung akzeptiert, die Bevölkerung zu unterstützen. Dabei sieht er diese nicht als hilflose Schutzsuchende an, sondern als Männer und Frauen, die zur Zeit lediglich nicht in einem Arbeitsverhältnis unterzukommen können, und will dabei diese Personen nicht in eine Lage bringen, wo sie auf milde Gaben oder Arbeitslosengeld angewiesen sind. Dadurch soll sichergestellt werden, daß die Menschen den Respekt vor sich selbst wahren können.“

Diese Maßnahme unter der Leitung von Harry Hopkins sollte der Vorläufer vieler ähnlicher Projekte werden, die Roosevelt dazu nutzte, den Menschen fast sofort wieder Arbeit zu geben, welche eine immer höhere Qualität erreichte, je weiter der Wiederaufbau des Staates voranschritt. Als FDR Präsident der USA wurde, brauchte Hopkins nur eine Woche, um sofort gegen die Arbeitslosigkeit aktiv zu werden. Er stellte FDR sein TERA-Projekt vor und wurde sogleich zum Chef der Federal Emergency Relief Administration (FERA) berufen.

Als Roosevelt Hopkins als Chef der FERA einsetzte, bat er ihn für ein kurzes Gespräch zu sich. Der Präsident erklärte dem Neuling in Washington zwei Dinge: „Geben sie sofort und angemessene Fürsorge für jeden Arbeitslosen - und beachten sie nicht die Politik oder die Politiker.“ Hopkins tat genau das.

Am 22. Mai 1933 übernahm die FERA dann die Verantwortung für 4 Mio. Familien, also 18 Mio. Menschen. Doch zunächst sah nicht jeder ein, warum die Regierung diesen Arbeitslosen helfen wollte, und warum man dieses ganze Geld nicht lieber in die noch existenten Firmen stecken sollte. Zu allererst wurde Hopkins die Frage gestellt, die heute auch immer zuerst gestellt wird: „Wer soll denn für das alles zahlen?“ Darauf sagte er:

    „Ihr sollt es tun - und wer wäre besser dazu geeignet? Wer wäre besser dazu in der Lage, dafür zu zahlen? Schaut euch diese großartige Universität an. Schaut euch diese Felder an, diese Wälder und Flüsse. Das ist Amerika, daß reichste Land der Welt. Wir können es uns leisten, für alles zu bezahlen, was wir wollen. Und was wir wollen, ist ein vernünftiges Leben für alle Menschen in diesem Land. Und wir werden das Geld dafür ausgeben.“

Was für ein Paradox, das mitten in der Großen Depression zu sagen. Oder vielleicht doch nicht? Denn er verstand einfach, daß das, was sie sich wirklich nicht leisten konnten, eine immer ärmer werdende und demoralisierte Bevölkerung war, da diese nicht in der Lage ist, sich selbst zu versorgen. Er verstand also, daß nichts so teuer ist wie Arbeitslosigkeit, nicht nur wegen des Produktionsverlustes, den sie erzeugt, sondern auch wegen der kulturellen Folgen, die sie mit sich bringt. Darum machte er an anderer Stelle noch einmal deutlich klar, um was es bei den Projekten der Regierung geht und welches Menschenbild sie hat.

    „Wer sind diese Mitbürger? [Er spricht von den Arbeitslosen. – T.K.] Sind sie Landstreicher? Sind sie Vagabunden und Habenichtse? Sind sie arbeitsunfähig? Sind sie Menschen, die zu nichts gut und inkompetent sind? Schaut sie euch an, falls ihr das noch nicht getan habt, und seht, wer sie wirklich sind. Es gibt kaum jemanden unter uns, der nicht zumindest einen guten Freund hat - Menschen, die er schon sein ganzes Leben lang kennt, gute gewissenhafte Arbeiter, aufrechte Männer und Frauen in seinem Umkreis - die auf die Fürsorge angewiesen sind. Diese Leute sind Zimmerleute, Künstler, Architekten, Ingenieure, Stenographen, Doktoren, Zahnärzte, Bauern und Minister - diese ganze Gruppe guter Amerikaner ist in dieser Situation der Arbeitslosigkeit.“

Dies zeigt ganz deutlich, daß Hopkins’ Maßnahmen von seiner Liebe für die Menschen geprägt waren. Solche Männer sollten in der heutigen Politik den Standard darstellen, denn mit solchen Politikern kann man auch aus einer lebensbedrohenden Krise wie der jetzigen wieder herauskommen. Und die Situation, daß es vielen Arbeitslosen in Deutschland und anderswo genau so geht, wie es Hopkins hier beschreibt, muß man ändern, und das geht nur, wenn man diese anonyme Masse der Arbeitslosen als das betrachtet, was sie ist: eine Gruppe von Menschen, die zur Zeit nicht in der Lage sind, zu arbeiten, aber das Potential und das Recht haben, wieder arbeiten zu können.

Unter der FERA wurde dann ein riesiges, zunächst einmal kurzfristiges Programm gestartet, das als Anschubprogramm gegen die Arbeitslosigkeit dienen sollte und den Namen Civil Works Administration (CWA) trug. Bei diesem Programm bekam jeder Arbeiter für maximal acht Arbeitsstunden am Tag 30 Cent die Stunde.1Ein Dollar hatte damals ungefähr die zehnfache Kaufkraft wie heute in den USA. Das bedeutete, daß die Arbeitslosen sich keineswegs, wie von Teilen der Privatwirtschaft gewünscht, als Billiglohnarbeiter totschuften sollten, sondern normale Arbeitszeiten hatten, zwar nur mit einem geringen Lohn, mit dem man aber erst einmal wieder leben konnte. Dies schaffte Hopkins unter Verwendung von 1 Mrd. Dollar, mit denen er 4000 Projekte schuf, in denen 4 Mio. Menschen Arbeit fanden - und das in nur vier Wochen.

Im Juni 1934 schuf FDR dann das Committee on Economic Security (CES), um Wege zu finden, die wirtschaftliche Absicherung jedes einzelnen Bürgers im Lande zu gewährleisten. Darüber hatte er sich kurz zuvor mit Hopkins unterhalten, der nach einem Gespräch darüber mit der First Lady Eleanor Roosevelt in Hyde Park direkt zum Präsidenten gebracht worden war. In diesem Gespräch sagte er dem Präsidenten genau dasselbe, was er zuvor dessen Frau gesagt hatte - daß jeder ein Recht auf Arbeit habe, und daß dies ein Teil jedes neu zu schaffenden Sozialprogramms sein müsse. Diesen Punkt machte FDR nochmals völlig klar bei seiner Erklärung zur Schaffung des CES:

    „Wiederaufbau benötigt nicht die Erzeugung neuer, fremdartiger Werte. Es geht viel eher einmal mehr darum, den Weg zu finden zu einem bestimmten Teil verlorengegangener Ideale und Werte. Wenn auch die Mittel und Details dazu neu sein werden, so sind die Ziele so alt und so dauerhaft wie die menschliche Natur selbst.“

Sich also auf das Beste zu berufen, was in der Vergangenheit hervorgebracht wurde, wird den Weg aus der Krise zeigen - und nicht irgendwelche neuen Hirngespinste. Einmal mehr ging es also in der Geschichte darum, das Gemeinwohl als höchstes Ordnungsprinzip eines Staates zu behaupten und durchzusetzen, und nicht nach dem Motto zu handeln: „Laßt uns mal was neues ausprobieren und sehen, was passiert“, wie es so oft heute in der Politik geschieht. Das Beste, das eine Kultur in der Vergangenheit hervor gebracht hat, nennt man in der Regel ihre Werte und Ideale, und deshalb sollten diese nicht einfach so über Bord geworfen werden, nur um etwas neues auszuprobieren. Das einzige, was daher diese Werte und Ideale wirklich ändern sollte, sind neue Erkenntnisse anhand der Entdeckung neuer universeller Prinzipien in der Wissenschaft und Kunst.

Eine solche Diskussion entstand auch recht bald, unter anderem durch solche Bücher wie Die verlorene Generation von Maxine Davis2Maxine Davis, The lost Generation - a portrait of American youth today, 1936, siehe den nebenstehenden Kasten.. Die Diskussion um die Ideale und Werte führte dann 1935 zur Schaffung des Sozialversicherungsgesetzes (Social Security Act) zur Gewährleistung der sozialen Absicherung der Bevölkerung32005 wollte G. W. Bush Jr. das Sozialversicherungsgesetz abschaffen, was ziemlich klar zeigt, welche Veränderung bzw. Degenerierung im Wertesystem der amerikanischen Politik stattgefunden hat und unter Obama weitergeführt wird..

Das Hauptprogramm wurde dann die 1935 gegründete Nachfolgerin der FERA, die Work Progress Administration (WPA), in der wiederum Harry Hopkins der Vorstand war. In einer Broschüre über die Arbeit der WPA, die später, 1936, erschien, wird ganz klar, wie sich dieses neu gegründete Ministerium definiert. Erneut wird auch da vollkommen ersichtlich, welches Menschenbild ihren Handlungen zugrunde gelegt wurde. Dabei ist die ganze Broschüre als Dialog mit Frage und Antworten geschrieben:

    „F: Warum macht die WPA all diese Projekte?

    A: Um Arbeit in sinnvollen Projekten zu schaffen, für Sie und andere qualifizierte Arbeitskräfte, die zurzeit keine Arbeit in der Privatwirtschaft finden können.

    F: Was ist, wenn ich denke, daß das Projekt, in dem ich beschäftigt bin, Geldverschwendung ist. Kann ich mich dann irgendwo beschweren?

    A: Ja, alle Projekte sind durch die jeweiligen regionalen politischen Instanzen ausgewählt, und als Bürger dieser Region sollten Sie ein unbedingtes Interesse daran haben, diese Projekte effizient umzusetzen und Projekte zu betreiben, die einen Nutzen für ihre Region haben.

    F: Wenn ich denke, die Arbeit, die ich verrichte, hat einen Wert, habe ich das Recht, dies der Welt mitzuteilen?

    A: Ja, wenn Ihre Arbeit vollendet ist, fragen Sie doch Ihren Vorarbeiter oder Ihre Gewerkschaft, ob sie nicht ein Fest machen wollen, um die neue Schule, den neuen Abwasserkanal, den neuen Park, die Bewässerungsanlage oder Straße einzuweihen. usw.

Zusammenfassung:

Es gibt immer ein paar Dinge bei großen Projekten, die wir vielleicht nicht so mögen. Egal wie sehr wir uns bei einem so großen Projekt Mühe geben, irgendetwas geht immer auch mal schief. Die einzigen Menschen, die keine Fehler machen, sind die, die nichts tun. Die WPA dagegen ist ein großes nationales Vorhaben, das etwas machen will! Da können vielleicht auch einmal Fehler geschehen, aber wir sind sicher, die amerikanische Bevölkerung wird nicht den Fehler machen, stattdessen nichts tun zu wollen.

Seit nunmehr neun Monaten sind wir aktiv und haben durch die WPA-Projekte den Wohlstand der Nation vermehrt. Dies geschah durch 4000 Projekte gegen Dürren, Fluten und andere Umweltarbeiten, 130.000 Meilen Straßen vom Bauernhof zum Marktplatz, 550 Flughäfen wurden errichtet oder verbessert, 6201 Schulgebäude errichtet oder verbessert, 2500 Wassersysteme verbessert, 5000 Abwassersysteme erweitert, 5700 Parks und Spielplätze für Millionen errichtet, 5000 andere öffentliche Bauwerke aufgebaut oder verbessert, sowie eine bessere Gesundheitsversorgung.“

Diese beiden Projekte, die ich hier nur zunächst oberflächlich gestreift habe, zeigen jedoch sehr deutlich, was gemacht wurde und heute gemacht werden könnte, wenn sich die Leute, die sich in der Regierung befinden, wieder dem Gemeinwohl verpflichteten und den Menschen als das sehen, was er in Wirklichkeit ist.

Um nochmals hervorzuheben, daß die Entwicklung des Individuums eine enorme Rolle beim Wiederaufbau und der Erhaltung eines Staates spielt, möchte ich auch noch ein paar Worte zu den einzigartigen Kulturprogrammen unter Roosevelts Regierung sagen. Diese Projekte waren entscheidend dafür, daß bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht doch ohne Arbeit blieben und, was noch wichtiger war, daß man nicht durch die bereits oben erwähnten Folgen von Armut einen weiteren kulturellen Absturz bekam.

Federal One - Kulturprojekte unter FDR

    „Das ist die große Fähigkeit der Künstler, die Fähigkeit, Menschen durch Musik und Literatur oder auch durch die Malerei die Dinge hören und verstehen zu lassen, die der normale Mensch von der Straße fühlt, aber nicht zum Ausdruck bringen kann. Dieses großartige Geschenk des Künstlers ist etwas, das, wenn es erkannt und unterstützt wird und bei den Menschen dieses Landes Beachtung findet, eine große Rolle in unserer Entwicklung spielen wird.“ (Eleanor Roosevelt, The new Goverment interest in the Arts, 1934)
    „Die Künste sind nicht mehr länger Luxus, sondern eine Notwendigkeit für den normalen Menschen geworden, und sie sollten Beachtung in jedem Ministerium finden, welches sich um die Gesundheit, die soziale Absicherung und die Bildung kümmert.“

    (Eleanor Roosevelt, Are we overlooking the pursuit of happiness?, 1936)

Unter dem bereits oben erwähnten Anschubprogramm CWA wurde von 1933-1934 das Public Works of Art Project (PWAP) geschaffen, um öffentliche Gebäude wie Schulen, Waisenhäuser, Bibliotheken, Museen und viele weitere durch Wandmalereien, Glasmalereien für Fenster und Fassadenmalereien zu verschönern.

Dies geschah nicht nur, um die arbeitslosen Künstler wieder in Arbeit zu setzen, sondern auch, um ein Umfeld zu schaffen, in dem kultureller Optimismus gedeihen kann. Denn keiner kann große Dinge vollbringen in einem pessimistischen Umfeld, wie es auch heute existiert, und wenn der größte Teil der Menschen auf Visionen für die Zukunft so reagiert, daß er allerlei Gründe findet, warum diese nie umsetzbar seien. Sie sagen dann: „Als ich mal so jung war, dachte ich auch so wie Sie, doch wenn Sie in mein Alter kommen, dann werden Sie das anders sehen.“

Natürlich sieht man die Dinge im Alter immer anders - wäre ja auch schlimm, wenn dem nicht so wäre -, aber es macht keinen Sinn, Pessimismus damit zu begründen, denn Schiller, Mendelssohn, Wernher von Braun, Gandhi, Benjamin Franklin und all die anderen großen Seelen all derer, die unsere Welt besser machten, als sie zuvor war, gaben ihre Visionen für die Zukunft nicht im Alter auf. Was mich zu dem Schluß kommen läßt, daß dieses Argument stinkt und nur dazu dient, verbitterten Menschen, die zwar bestimmte Dinge gut finden können, aber nicht daran glauben, daß sie umsetzbar sind, eine Rechtfertigung zu geben, verbittert und untätig sein zu dürfen. Weitere solcher Argumente der gleichen Art sind: „Wer soll denn das alles bezahlen?“ - „Was ist mit der Umwelt?“ - „Glauben sie wirklich daran?“ - „Ach, ich sehe, Sie sind ja Idealist?“ - und so weiter.

Wenn dieses Denken in einer Gesellschaft vorherrscht, sozusagen als grundlegender Tenor, erzeugt dies eine geistige Umweltverschmutzung sondergleichen. Die so verschmutzte Umwelt, die angereichert ist mit Tausenden Argumenten gegen Visionen, sorgt dafür, daß Generation um Generation immer abgestumpfter und pessimistischer wird und schlußendlich am Gewicht ihrer eigenen Trübsal erstickt - wenn nicht jemand kommt, um die Menschen von diesem selbst auferlegten Joch zu befreien. Daher war es absolut notwendig, der durch die große Depression vorangetriebenen immer dominanter werdenden pessimistischen Haltung der Bevölkerung mit Schönheit und Ideen zu begegnen, und den Geist aus dem Schlamm zu ziehen und mit edlerem zu konfrontieren.

Dabei waren es damals nicht große klassische Kunstwerke, die geschaffen wurden, aber immerhin steckte oftmals in den Werken eine tragende optimistische Idee, wie das Leben George Washingtons, die Bedeutung des Handwerks, die Gedichte von Paul Lawrence Dunbar, die Industrialisierung, Lincoln und der Kampf für die Gleichberechtigung und vieles mehr, was in der Lage war, den Geist aus der Depression zu holen.

Das erste der Programme dieser Art, das dann 1935 unter der Leitung von Harry Hopkins von der neu gegründeten WPA ins Leben gerufen wurde, war das Federal One, das zugleich auch das erste Programm der WPA überhaupt war. Es bestand aus fünf Untergruppierungen -

dem Federal Music Project, dem Federal Art Project, dem Federal Writer Project, dem Federal Theatre Project und der Sammlung historischer Berichte. Dies waren alles Projekte, um arbeitslosen Künstlern die Arbeit zu ermöglichen und die Kultur zu stärken.

Hopkins war, wie auch FDR und - wie an den obigen Zitaten zu sehen ist - dessen Frau Eleanor, der festen Überzeugung, daß selbst die Menschen in den kleinsten Dörfern der USA ein angeborenes Anrecht darauf haben, mit Kunst und mit der durch sie vermittelten Schönheit bekannt zu sein und musizieren oder zeichnen zu lernen.

Die fünf Kulturprogramme

Das Federal Music Project (FMP) beschäftigte in seiner Spitzenzeit 16.000 Musiker, die jede Woche ca. 5000 Vorstellungen vor insgesamt 3 Mio. Menschen gaben. Dieses Projekt beschäftigte auch Lehrer zur musikalischen Ausbildung von Kindern und Erwachsenen in den ländlichen sowie den städtischen Gebieten. 1939 haben dadurch ungefähr 132.000 Kinder und Erwachsene in 27 Bundesstaaten jede Woche Musikunterricht erhalten. Es wurden auch Musiker dieses Projekts angestellt, um Kopien von Noten und Zusammenstellungen von Noten für Bibliotheken zu machen und aufzubauen, was die Verbreitung und Zugänglichkeit von Musik immens erhöhte.

Das Federal Art Project (FAP) beschäftigte zu seiner Spitzenzeit 5300 Künstler, darunter Maler, Bildhauer, Fotografen und andere, die Dinge fürs Auge hervorbrachten. Diese schufen insgesamt 2500 Wandmalereien an Krankenhäusern, Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden. Im Rahmen dieses Projekts wurden 108.000 Bilder auf Leinwände gemalt und 18.000 Skulpturen geschaffen. Bühnenbildner bildeten viele historische Begebenheiten nach und schufen architektonische Modelle für die schulische Bildung. Es wurden auch Hunderte Lehrer eingesetzt, so wurden allein im Gebiet um New York jede Woche 50.000 Kinder und Erwachsene unterrichtet, und in 22 Bundesstaaten insgesamt 100 Kunstzentren mit Galerie, Unterrichtsräumen und gemeinschaftlichen Arbeitsräumen aufgebaut, die in dieser Zeit von ca. 8 Mio. Bürgern genutzt wurden.

Das Federal Writer Project (FWP) beschäftigte in seiner Spitzenzeit 6686 Autoren, die Beispielsweise Reiseführer für die verschiedenen Bundesstaaten schrieben, mit vielen historischen Quellenangaben und ausführlichen Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten. Diese Handbücher sind bis heute einzigartig und zeichnen sich durch ihre hohe Qualität aus. Außerdem haben sie ein unbezahlbares Archiv von Berichten ehemaliger Sklaven zusammengestellt, denn zu ihren Aufgaben gehörte es auch, die Geschichte der USA aufzuarbeiten und zu vermitteln.

Das Federal Theatre Project (FTP) hat in seiner Hochphase 12.700 Künstler beschäftigt, die 1000 Vorstellungen pro Woche vor insgesamt 1 Mio. Menschen gaben, von denen 78% keinen Eintritt zahlen mußten, um die Stücke zu sehen, und von denen viele zum ersten Mal überhaupt in ihrem Leben durch dieses Projekt ein Theaterstück sehen konnten. Im Rahmen dieses Projekts wurden 1200 verschiedene Stücke aufgeführt und 100 neue geschrieben. Dazu erreichte dieses Projekt noch ungefähr 10 Mio. Zuhörer durch das „Federal Theatre of The Air“ über das Radio. Sie führten Stücke in französisch, deutsch, spanisch und jiddisch auf, es gab auch ein Theater für Blinde, und herumreisende Puppenspieler, die durch die verschiedenen Camps der Civilian Conservation Corps (CCC) zogen.

Das kleinste der fünf Programme war die Sammlung historischer Berichte. Dieses Projekt hatte die Aufgabe, historische Aufzeichnungen aufzuspüren, zu sammeln und zu erhalten, und das auf die gesamte USA bezogen. Es ist diesem Projekt zu verdanken, daß es in den USA heute ein ausgezeichnetes Katalogsystem und viele Aufzeichnungen gibt, die den Geschichtsforschern ihre Arbeit sehr erleichtern.

Man sieht also, was für eine Bedeutung dieser wirklich einzigartige Präsident und seine Mitarbeiter für den Geist der Bevölkerung hatte. Ohne diese Programme wäre ein Aufbau der USA in der damaligen Zeit nicht möglich oder wenigstens extrem schwierig gewesen. Dies erklärt, warum FDR und seine Mitarbeiter der Kultur solche Bedeutung beigemessen haben.

Welche Kraft und Stärke von der einzigartigen Verfassung der USA ausgeht, der sie sich verpflichtet fühlten, und warum ein Präsident, der nichts anderes tat, als diese Verfassung ernst zu nehmen, in der Lage war, sein Land aus dieser schweren Krise zu führen, während die Staaten in anderen Teilen der Welt unter der Last der Finanzorgane zusammenbrachen, wird durch folgendes Zitat von Eleanor Roosevelt völlig klar.

    „Die Erhaltung des Lebens und der Freiheit hat in der Vergangenheit den größten Teil unserer Kraft benötigt, und dadurch blieben das Streben nach Glückseligkeit und die Belange der Menschen im Hintergrund verborgen. Jetzt ist jedoch die Zeit gekommen, die Möglichkeiten zu erkennen, die vor uns liegen, und diesen letzten Teil der Vision unserer Vorväter zu verinnerlichen und weiter zu entwickeln. Deshalb hoffe ich, daß die Eltern in diesem Lande auch Interesse an den Aufbauprogrammen der Regierung haben werden, und daß sie erkennen, daß den Interessen der Jugend, die auch ihnen sehr am Herzen liegen, am besten durch eine Bundesregierung gedient werden kann, die sich der von mir vorgeschlagenen Dinge annimmt, die die Familien und die Jugend Amerikas betreffen.“ (Eleanor Roosevelt, Are we overlooking the pursuit of happiness?, 1936)

Die Warnung, die sie dann 1939 in einer Rede ausspricht - „jedesmal, wenn wir uns weigern, eine Entscheidung zu treffen oder nicht für das eintreten, woran wir glauben, schwächen wir unseren Charakter und unsere Fähigkeit, furchtlos zu handeln“ (Eleanor Roosevelt, Keepers of Democracy, 1939) - gilt vielleicht heute noch mehr als damals und verweist deutlich auf das oben erwähnte Problem der geistigen Umweltverschmutzung durch Pessimismus.

Sie spricht von der Vision, endlich den Punkt des in der Verfassung verankerten Rechts des Einzelnen auf das Streben nach Glückseligkeit vollends umzusetzen. Was steht dem im Wege? Die Menschen trauen sich nicht, für das einzutreten, woran sie doch im Inneren glauben, und schuld daran ist dieser in der Kultur sitzende Pessimismus. Diese Furcht, die sie da anspricht, ist das einzige, was auch uns heute im Wege steht, zu handeln und zu erkennen: Wenn nicht so viele so lange davor zurückgeschrocken wären, für das einzutreten, woran sie glauben, dann hätten wir die jetzige Krise nicht!

Diese Erkenntnis war es wohl auch, die FDR bei seiner ersten Amtsantrittsrede folgendes sagen ließ:

    „Zuerst lassen sie mich meinen festen Glauben äußern, daß das einzige, was wir zu fürchten haben, die Furcht selbst ist - die namenlose, unvernünftige, ungerechtfertigte Angst, die die dringend benötigten Maßnahmen zur Umwandlung des Rückschritts in einen Fortschritt blockiert. In jeder dunklen Stunde unserer Nation war es eine ehrliche und entschlossene Führung, die dies verstand und die Unterstützung der Bevölkerung hatte, die nötig ist, um so eine Stunde siegreich zu überwinden.“

Deshalb müssen gerade wir aus der Geschichte Lehren für heute ziehen und diese Angst überwinden. Ein letztes Programm Roosevelts möchte ich noch vorstellen, denn Angst kann man nur überwinden durch einen freudigen Blick auf das Kommende oder das Wissen darum, daß es den kommenden Generationen besser gehen wird als einem selbst. Aus diesem Grund wenden wir uns jetzt dem zukunftsorientiertesten Programm unter FDR zu, denn es war dieses Programm, das den Jugendlichen eine bessere Zukunft ermöglichte.

Das Civilian Conservation Corps - der New Deal für die Jugend

Das Civilian Conservation Corps (CCC) war ein Programm, das FDR persönlich sehr am Herzen lag, denn es sollte dazu dienen, gerade den jungen Männern des Landes wieder eine Zukunft zu bieten. Um die schwierige Lage der Familien in der großen Depression zu erleichtern, schuf Roosevelt am 31 März 1933, also innerhalb der ersten 100 Tage nach seiner Amtseinführung, das CCC. Er unterzeichnete das Gesetz zur Schaffung des CCC, obwohl es erst zwei Wochen zuvor entworfen worden war. Das CCC, das dann ab dem 5. April des selben Jahres seine Arbeit aufnahm, stellte sich die Aufgabe, bis zum Sommer des selben Jahres 250.000 junge unverheiratete Amerikaner zwischen 18 und 25 Jahren in eine Beschäftigung zu setzten, die nicht mit der Tätigkeiten der Privatwirtschaft kollidieren und dem Gemeinwohl dienen sollte. Jeder junge Mann konnte sich beim CCC eintragen und verpflichtete sich damit zugleich, 25 seiner 30 Dollar Verdienst1 abzugeben, um der eigenen Familie unter die Arme zu greifen. Die Anmeldung für die CCC erfolgte jeweils am 1. April oder 1. Oktober eines Jahres für jeweils 6 Monate, danach mußte man sich entweder erneut einschreiben oder das CCC verlassen, um wieder Arbeit in der Privatwirtschaft zu finden.

    „Viel wichtiger als der materielle Wert, der geschaffen wird, ist der moralische und geistige Wert dieser Arbeit. Die große Mehrheit der amerikanischen Arbeitslosen, die sich derzeit auf den Straßen befinden und von privater oder staatlicher Fürsorge abhängig sind, würden es unendlich mehr vorziehen, arbeiten gehen zu können. Wir können diese große Armee von Arbeitslosen in eine gesunde Umgebung bringen. Wir können zumindest bis zu einem gewissen Grad die Schäden, die die nicht selbst verursachte Untätigkeit auf die geistige und moralische Stabilität hat, aufheben. Dies ist gewiß nicht das Allheilmittel für alle Arbeitslosen, aber es stellt den richtigen Schritt dar, um etwas gegen den jetzigen Notstand zu unternehmen.“ (FDR, Information für den US-Kongreß)

Das war die Erklärung Roosevelts zu seinem Programm, und es ist erstaunlich, wie genau es dem Bedürfnis der Bevölkerung entsprach, wenn man sich die Berichte von CCC-Mitgliedern anhört:

    „Ich denke, ich war, was die Bildung, Hintergrundwissen und Fähigkeiten betraf, ein typisches Beispiel eines jungen Mannes im CCC. Die meisten von uns sind aus der Highschool raus, bevor wir den Abschluß gemacht hatten, und nur wenige hatten Erfahrungen, die uns bei den bevorstehenden Aufgaben helfen konnten. Keiner von uns erwartete, daß das CCC ein Platz fürs ganze Leben sein wird, um dort Karriere zu machen. Es war jedoch eine Möglichkeit, zu arbeiten, und genau dafür waren wir sehr dankbar.“ (Frederick K. Johnson, CCC )
    „Ich wurde gerade 18 im Januar 1935, ich hatte die Schule beendet, ich hatte keine Arbeit, ich hatte kein Geld und ich hatte keine Zukunft…

    Ich hatte nur ein geringes Selbstwertgefühl, weil meine Familie die Hälfte der Zeit von der Wohlfahrt abhängig war. Der Respekt und die Würde vor mir selbst ist in dieser Zeit auf das Minimum gesunken, und ich habe verzweifelt einen Weg da raus gesucht, einen Neubeginn, einen frischen Start weit weg von der Wohlfahrt.

    Ich hatte durch die Zeitungen, das Radio und von Freunden vom CCC gehört, und so schrieb ich mich Ende Juli für 6 Monate ein… Es war hier in einem der liebenswürdigsten Erholungsgebiete Wisconsins, wo ich von einem Niemand zu einem Jemand wurde, einem Jemand, der dieses einzigartige etwas hat, was man Selbstachtung und Würde nennt.“ (David S. Rouse, CCC )

Die CCC-Camps, in denen die jungen Männer Arbeit fanden, waren Gruppen, die von Veteranen des US-Militärs geführt wurden, die wiederum unterstützt wurden von Experten im Bereich der Land- und Forstwirtschaft und Experten aus der Region, die durch die Weitergabe ihres Wissens in den jeweiligen notwendigen Fachgebieten dabei helfen konnten, die bevorstehenden Arbeiten zu meistern. Man konnte auch als normaler CCC-Arbeiter Teil dieser Gruppe werden und in anderen Camps mithelfen. Als ausgewiesene Führungskraft konnte man dann 45 Dollar oder als Assistent dieser Führungskraft 35 Dollar verdienen, was für Krisenverhältnisse ein guter Lohn war.

Die Arbeiten, die man im CCC zu erledigen hatte, waren vielseitig, hatten aber immer den Charakter der Wertschöpfung durch Verbesserung des Gemeinwohls. Zum Beispiel arbeitete man an Dämmen für verschiedene Flüsse, die bekannt dafür waren, daß sie immer wieder verheerende Überschwemmungen verursachten. Jetzt baute man dort Dämme, und oft gleichzeitig dort, wo sich dann das Wasser staute, ein Naherholungsgebiet mit Strand für die Menschen der jeweiligen Regionen.

Ein ganz normaler Tag in den CCC war folgender Maßen gestaltet:

6:30 Uhr Aufstehen, Betten machen und Quartier putzen.

7:15 Uhr Frühstück mit Kaffee, Milch, Saft, Rührei und Toast.

7:45 Uhr Arbeitsbeginn. Man nahm sich die Werkzeuge, die man für die Arbeit brauchte, und sammelte sich in seiner jeweiligen Arbeitsgruppe und sah zu, daß auch jeder dort ist, wo er sein sollte. Wenn jedoch das Thermometer unter -20 Grad sank, wurde nicht gearbeitet.

12:00 Uhr Mittagessen, bestehend aus Fleisch, Kartoffeln, Gemüse, Brot, Dessert und Kaffee. „Wir wußten damals noch nichts von der heute so modernen Angewohnheit der Kaffeepausen zwischen Frühstück und Mittag und Mittag und Abendbrot, und uns fehlte trotzdem nichts.“ (Frederick K. Johnson)

13:00 Uhr Wieder zurück zur Arbeit.

16:45 Uhr Arbeitsende, Werkzeugkontrolle und Saubermachen.

17:30 Uhr Abendessen, ähnlich dem Mittag.

18:00 Uhr Freizeit.

22:00 Uhr wurden die Lichter ausgemacht.

Samstage und Sonntage waren freie Tage.

Eine Möglichkeit der Begegnung mit Bildung und Kultur - außer Büchern und Magazinen - waren herumreisende Debattierclubs, Theatergruppen oder Lehrer, die dem einen oder anderen in den Camps auch erst das Lesen beigebracht haben.

    „Wie war es wirklich in den CCC? Nun, ich werde es euch sagen. Es war eine neue, sehr erfolgreiche Idee, die noch nie zuvor ausprobiert worden war. Präsident Roosevelt hatte beschlossen, den Krieg gegen die Armut und Hoffnungslosigkeit der jungen Menschen in den USA zu führen. Ganz einfach und so war es.“ (David S. Rouse, CCC )

Das war es, was Roosevelt vorhatte - und auch geschafft hat. Dabei gab es aber auch strenge Regeln, denn wer jetzt versucht ist, zu denken, daß in diesen Programmen einfach jedes arme Würstchen hingehen konnte und für etwas Arbeit vom Staat durchgefüttert wurde, dem sei gesagt, daß diejenigen, die sich nicht angemessen benehmen konnten, unehrenhaft aus diesem Programm entlassen wurden und damit eine große Chance verpasst hatten, eine gute Ausbildung zu bekommen, die es ihnen einfacher gemacht hätte, wieder Arbeit zu bekommen, sobald es wieder welche gab. Denn das CCC war ein Programm, das jedem helfen wollte, der bereit war diese Hilfe anzunehmen, und nicht bloß eine Beschäftigungstherapie, um die Leute von der Straße zu holen.

Zusammenfassend sagt Herr Johnson:

    „Ich merkte, daß mich dieser Dienst wachsen ließ, physisch wie auch geistig. Ich eignete mir dadurch das grundlegende Wissen über das Baugewerbe an, welches mir immer gut zu Diensten war. Als Gegenleistung dafür half ich dabei, die Region, in der ich tätig war, etwas zu verbessern.“ (Frederick K. Johnson, CCC )

Es ist, glaube ich, jedem klar, daß ein junger Mensch, der so dachte und so ausgebildet war, wie es hier beschrieben, wesentlich lieber von einem Arbeitgeber angestellt wurde als ein Raufbold, der sich nicht einmal richtig benehmen kann. Insgesamt wurden dann 2,6 Mio. junge Männer in den CCC-Camps beschäftigt, in einer Zeit, da 1934-35 die Jugendarbeitslosigkeit von 16-24 jährigen in Pennsylvania und Michigan bei 45% lag - in Dayton bei 40%, Boston 42%, Indianapolis 44%, Detroit 47%, Denver 53% und Newark 57%, um nur einige Beispiele für die damalige Lage zu geben.

Um dieser Situation Herr zu werden, war jedoch mehr nötig, als nur das CCC, denn da dieses Programm zum Beispiel nicht für Frauen da war, hielt es Mrs. Roosevelt für nötig, die Federal Education Camps (FEC) für arbeitslose Frauen zu gründen, die im Volksmund bekannt waren als die She-She-She-Camps. Dieses Programm hatte dann bereits im Herbst 1933 geschafft, 100.000 Frauen wieder eine Arbeit zu geben.

Ein weiteres Programm, das speziell für die arbeitslose Jugend geschaffen wurde, war die National Youth Administration (NYA) das sich um direkte nachschulische Projekte kümmerte und auf diesem Wege 2,6 Mio. junge Menschen in Arbeit brachte. Dies war extrem wichtig, da zum Beispiel in großen Städten wie New York 1935 80% der 16jährigen keine Arbeit finden konnten. Zwischen 1936-1943 wurden von der NYA ebenfalls 2 Mio. Studenten in den Arbeitsprogrammen für Studenten beschäftigt, die es ihnen ermöglichten, ihr Studium weiter zu finanzieren.

Sofortmaßnahmen gegen eine große Gefahr

Eine der großen Gefahren der Großen Depression war, daß der Jugend der Zugang zur Bildung und Ausbildung abgeschnitten wurde und somit die Generation, die einmal Führung übernehmen mußte, nicht die Grundlagen hätte, um eine kompetente Führung darstellen zu können.

    „Es gibt Momente, da bin ich voller Angst, wenn ich daran denke, daß wir vielleicht eine ganze Generation verlieren werden. Wir müssen daher diese jungen Menschen in das aktive Leben der Gemeinden integrieren. Es wurde gesagt, daß wir in unserem Land die wichtigsten Dinge auch zuerst erledigen müssen, und nach meiner Einschätzung ist die wichtigste Frage heute, wie wir mit den Problemen der Jugend umgehen.“ (Vorwort von Eleanor Roosevelt zu Bruce Melvins Buch Youth - Millions to Many?)

1934 wurden auf Grund der Verarmung in den ländlichen Regionen ca. 20.000 Schulen geschlossen.

Die Geburtenrate nahm während der Depression ab, sodaß zwischen 1930-38 die Anzahl der 5jährigen um 17,3% abnahm, was zu 16,1% weniger Kindergarten-Anmeldungen führte. Somit fielen auch in allen anderen Altersgruppen die Zahlen, doch trotzdem gab es aufgrund des Mangels an Arbeitsplätzen mehr junge Menschen im Bildungssystem, und das bedeutete auch, daß die Jugend insgesamt viel länger im Bildungssystem verblieb, da es außerhalb davon keinerlei Beschäftigung gab. So besuchten 1929 4,4 Mio. Schüler eine Highschool, 1939 waren es 6,5 Mio. Das führte dazu, daß in der zweiten Hälfte der Depression die Anzahl der College-Studenten auf die Höchstmarke von 1,3 Mio. stieg, gegenüber einem Höchststand vor der Depression von 1,1 Mio. Studenten.

Gerade viele Jugendliche, die zuvor bereits im Arbeitsleben standen, gingen jetzt wieder zur Schule, weil es, wie schon gesagt, für diese Altersstufe keine Arbeit gab. Da hierdurch jetzt aber mehr ältere Schüler im Bildungssystem waren, die auch Arbeitsmaterialien und andere Dinge brauchten, wurde an den jüngeren Altersstufen gespart. Mit anderen Worten wurde in das Jetzt investiert und an der Zukunft gespart - und jeder kann sich selbst ausrechnen, wohin diese Politik in der Zukunft führen würde und wie berechtigt Mrs. Roosevelts Ängste waren.

Ein Problem war auch, daß die Lehrer und andere Offizielle des Bildungssystems lieber in ihren Alle-sind-gleich-Phantasien beharrten, als wirklich mit der Tatsache umzugehen daß es offensichtlich sehr, sehr arme Schüler und Studenten gab.

So waren es diese Kreise, die den größten Widerstand gegen das NYA darstellten, da sie nicht verstanden, warum man Geld an arme Studenten gibt, statt es in das Schulsystem als ganzes zu stecken. Doch wenn man sich ansieht, daß damals zum Beispiel in Georgia arme Studenten im Winter in den Hühnerställen schliefen und im Sommer im Freien übernachteten, oder daß im mittleren Westen der USA Studenten in kalten Kellern wohnten und sich nur von Milch und Crackern ernährten, ist es klar, warum man diese Situation ändern mußte, indem man diesen Studenten Hilfe zur Selbsthilfe gab. Denn wenn Bildung hart erkämpft werden muß, dann hat nicht jeder Zugang zu ihr, und damit sinkt das Potential für die Zukunft beträchtlich.

Schlußbemerkung

Das eben gesagte erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, alle die Maßnahmen zu beschreiben, die Roosevelt in seiner Amtszeit unternahm und noch darüber hinaus geplant hatte, um seine Nation und die Welt wieder auf zu bauen. Es wird aber dazu dienen, klar zu machen, welche Art von Maßnahmen jetzt ergriffen werden müssen, um die Volkswirtschaften dieser Welt wieder aufzubauen und aus der derzeitigen Krise heraus zu holen.

Wenn die von LaRouche vorgeschlagenen Programme zur Reorganisierung des Finanzsystem, namentlich eine Pecora-Kommission zum Aufdecken der kriminellen Machenschaften innerhalb des Finanzsystem und das Glass-Steagall Trennbankensystem zur Sicherung der Geschäftsbanken im Gegensatz zu den Investmentbanken, durchgesetzt würden, könnten solche Programme wie die hier vorgestellten sofort umgesetzt werden. Durch riesige Projekte wie das NAWAPA und Transaqua könnten solche Projekte entstehen und den Menschen sofort wieder Arbeit geben. Da diese Projekte Wirtschaftsplattformen sind, die die gesamten daran beteiligten Nationen auf eine vollkommen neue Ebene der wirtschaftlichen und kulturellen Organisation heben, würden die daran beteiligten jungen Menschen in diesen Projekten zu der bestausgebildeten Arbeiterschaft des Planeten gehören.

Das zeigt nochmals den von Hopkins zuvor betonten Punkt, daß Arbeitslose keine nutzlosen Menschen sind, sondern Menschen, denen man die Möglichkeit geben muß, ihre Fähigkeiten zu nutzen, um etwas Sinnvolles zu schaffen. Am Fall der Jugendlichen würde dies bedeuten, daß dann vielleicht jemand, der heute als verarmt und unausgebildet angesehen wird, durch solche Programme zu einem der führenden Ingenieure oder Architekten der Welt wird.

Das ist die Zukunft, die wir von der BüSo und der internationalen LaRouche-Bewegung der Welt bieten - also schließen sie sich uns an.

Anmerkungen

1Ein Dollar hatte damals ungefähr die zehnfache Kaufkraft wie heute in den USA.
2Maxine Davis, The lost Generation - a portrait of American youth today, 1936, siehe den nebenstehenden Kasten.
32005 wollte G. W. Bush Jr. das Sozialversicherungsgesetz abschaffen, was ziemlich klar zeigt, welche Veränderung bzw. Degenerierung im Wertesystem der amerikanischen Politik stattgefunden hat und unter Obama weitergeführt wird.




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